Text des Booklets.... |
Merry Christmas - Weihnachtsmusik „Bunte Lichter, Silberzier, Kind mit Krippe, Schaf und Stier“, selbst wenn wir als Erwachsene „Zottelbär und Panthertier“ nicht mehr brauchen, die Sehnsucht nach der heimeligen Atmosphäre der kindlichen Weihnacht bleibt. Hierzu gehörte im 19. Jahrhundert auch das gemeinsame häusliche Musizieren und Singen. In dieser Absicht schrieb sicherlich H. Ernst Richter seine „Weihnachtsstimmung“ op. 121. Heinrich Lichner sprengt mit seinem „Gruß an das Christkind“ schon etwas diesen Rahmen und lässt den „reisenden Virtuosen“ durchblitzen, entgegen dem Untertitel. Auch Carl Czerny verlangt den Spielern seiner Messias-Adaption einiges ab. In der neu aufkeimenden Blütezeit sechshändigen Klavierspiels unserer Tage bieten die Kompositionen Maximilian Hofbauers, Amadeus Gatis, Yvonne Enochs sowie die japanischen Bearbeitungen eine reizvoll moderne, oft fern jeglicher Sentimentalität stehende, teilweise fast ironisch anmutende Sichtweise von „Apfel, Nuss und Mandelkern“, die jazzartige Anklänge nicht scheut. Möge der Spaß, den die Interpreten beim Einspielen dieses bunten „Weihnachtskonfekts“ aus aller Herren Länder und verschiedensten Kulturkreisen hatten, sich auch auf die Zuhörer dieser CD übertragen.
Carl Czerny (1791-1857) hat sehr viel für Klavier
komponiert und bearbeitet, besonders im mehrhändigen Bereich. Darunter
befindet sich eine mehr als 30 Titel umfassende Sammlung von Bearbeitungen
für ein Klavier zu sechs Händen mit dem Titel „Les Trois
Soeurs“ op. 609. Diese Reihe scheint so erfolgreich gewesen zu
sein, dass sie auch nach Czernys Tod (dann ohne Opuszahl) mit anderen
Bearbeitern fortgesetzt wurde und bis zu Brahms‘ Ungarischen Tänzen
reicht. Arien und Themen von Rossini, Mozart, Beethoven, Bellini, Donizetti,
Haydn und Händel waren das bevorzugte Ausgangsmaterial für
die Arrangements. H. Ernst Richter (1805-1876; Ernst Heinrich Leopold
Richter) erhielt seinen ersten Musikunterricht in Thiergarten bei Ohlau,
Breslau und Berlin, u. a. von Carl Friedrich Zelter. 1827 wurde er Seminarmusiklehrer.
Wenige Monate vor seinem 50jährigen Dienstjubiläum verstarb
der angesehene Lehrer 1876 in Steinau a.O. Yvonne Enoch (1910-1996) wurde als Tochter eines Musikverlegers geboren und lernte das Pianistenhandwerk. Sie entwickelte eine starke pädagogische Neigung, die in Kombination mit ihrer Kinderliebe der Beweggrund war, sich für Klavier-Gruppenunterricht einzusetzen und diesen zu entwickeln. Sie gab Kurse und Vorlesungen in der ganzen Welt und ihre Bücher „Group Piano Teaching“ und „Creative Piano Teaching“ (zusammen mit James Lyke und Geoffrey Haydon) sind immer noch aktuell und werden verlegt. 1960 gründete sie zusammen mit Sheena Fraser den Verlag Fraser-Enoch Publications, der heute von ihrem Sohn geleitet wird. Heinrich Lichner wurde 1829 in Schlesien geboren und starb 1898 in Breslau, wo er als Organist und Musiklehrer gelebt hatte. Er schrieb eine große Zahl Männerchöre, Lieder mit Klavierbegleitung und Klavierstücke, die wegen „ihres angenehmen Charakters und ihrer leichten Factur eine große Verbreitung gefunden hatten“. Maximilian Hofbauer (*1956) erhielt eine klassische
Musikausbildung in den Fächern Klavier und Schulmusik. Promotion
im Fach Musikwissenschaft. Christoph Sischka |
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Kritiken.... |
Badische Neueste Nachrichten
23.12.2002 Süßer die Klaviertasten nie klingen Sie nennen das Ganze schlicht „bunten Weihnachtskonfekt“ und der hätte wohl selbst Altmeister Irving Berlin vorzüglich geschmeckt: Ljiljana Borota, Christian Knebel, Christoph Sischka und Eriko Takezawa bilden das Ensemble „Piano4te“ (www.piano4te.de), haben sich nicht zuletzt als Dozenten in Freiburg und Karlsruhe einen Namen gemacht und legen eine ausgesprochen köstliche Alternative zu einschlägigen Weihnachtsschmonzetten vor: Sie wünscht „Merry Christmas“ und bringt lecker-virtuos Pianistennaschwerk auf den Gabentisch (Ars Produktion FCD 368 428). Zurück zu Irving Berlin: Der hat bekanntlich mit der Dauerschnulze „White Christmas“ den Gipfel zuckersüßen Weihnachtszaubers erreicht. „Piano4te“ macht im Arrangement von Kunio Sasaki eine flotte Delikatesse draus. Und Gleiches gilt für das ganze und stattliche Festrepertoire, das die vier Virtuosen auf dieser Scheibe ausbreiten, immerhin ganze 37 Nummern, wobei keine Überraschung ausgelassen wird. Wer hätte etwa gewusst, dass Carl Czerny, der Schinder jedes Klavierschülers, die Händel-Arie „Denn es ist uns ein Kind geboren“ aus dem „Messias“ in ein Paradestück für Pianisten verwandelt hat. Nicht nur bei dieser Gelegenheit beweist „Piano4te“ höchste Tastenfertigkeit und musikalische Kompetenz. Genüsslich wechselt der Hörer von Reißern wie „Jingle Bells“ und „Amazing Grace“ zu Klassikern wie „O Tannenbaum“ oder „Leise rieselt der Schnee“. Selbst aus „Heidschi bumbeidschi“ wird unter flinken Fingern eine amüsante Rarität. Auch unter akrobatischen Gesichtspunkten ist die CD bemerkenswert, denn die Künstler spielen abwechselnd zu sechs Händen an einem Instrument – rundum: eine buchstäblich schöne Bescherung. uha Spiegel – Der KulturSPIEGEL, Heft 12, Dezember 2002: Chöre, Streicher, Popgesäusel, all das ist zu Weihnachten
üblich. Hier dagegen spielen sechs Hände von vier Menschen
auf. Mit Erfolg: Die Melodien aus aller Welt (wie die Spieler auch)
klingen fröhlich-festlich und halten vor bis nächstes Jahr. Piano News 6/2002 Das Thema von Christi Geburt reizte schon immer die Komponisten, bis
in unsere Tage. Und so haben sich die vier Pianist/innen des Ensemble
Piano4te gedacht, man müsste einmal die alten neben die neuen Werke
stellen. Nicht weniger als 37 Stücke haben sie unter dieser Vorgabe
zusammen gestellt. Und die Arrangements sind bestens gelungen. Sofort
stellt sich bei der sensiblen Ausdeutung vorweihnachtliche Stimmung
ein. Sei es bei Schlagern wie „Sleigh Ride“ und „Jingle
Bells“ oder bei Volksliedern wie „O Tannenbaum“ und
„Oh, du fröhliche“ oder den ernsthaften Werken wie
„Denn es ist uns ein Kind geboren“ aus Händels Messias
und „Kommet, ihr Hirten“. Die leicht hallige Klangfärbung
der Aufnahme ist hervorragend für diese Stimmung geeignet. Eine
CD, die endlich einmal für jeden Klavierenthusiasten eine echte
Alternative zu Weihnachten bietet. Dass das Ganze auch noch orchestral
groß klingt, liegt halt daran, dass Eriko Takezawa, Christian
Knebel, Ljiljana Borota und Christoph Sischka jeweils sechshändig
an einem Flügel sitzen.
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